Neuer
Wirkstoff statt Marcumar?
Fortbildung für
Ärzte in der
Kirchberg-Klinik
Von
Karl
Heinz Bleß
Seit Jahrzehnten ist
für Menschen mit Thrombose-Neigung
oder einer künstlichen Herzklappe der Blutgerinnungshemmer
Marcumar ein
ständiger Begleiter. Das könnte sich für einige von
ihnen bald ändern, denn es
gibt einen neuen Wirkstoff, der besser und leichter zu handhaben ist.
Der
Wirkstoff heißt Dabigatran. In der nächsten Woche (ab dem
14.9.2009) wird eine wissenschaftliche
Studie veröffentlicht, die seine Wirksamkeit belegt.
Schon am
vergangenen Mittwoch (9.9.2009) hat Dr. Andreas Strauss, Chefarzt der
Klinik Innere
Medizin II im Klinikum Salzgitter, Ergebnisse in der Kirchberg-Klinik
vorgestellt, als Mediziner aus der Region auf Einladung von Chefarzt
Dr. Ernst
Knoglinger zu einer Fortbildung gekommen waren.
Die große
Studie mit 18 000 Patienten belegt, dass durch das neue Medikament das
Risiko
von Schlaganfällen und Embolien gesenkt werden kann, weil es die
Entstehung von
Thrombosen blockiert. Die Einnahme ist wesentlich unkomplizierter als
bei
Marcumar, weil die Dosierung mit zwei Tabletten täglich ohne
tägliche Anpassung
gleich bleiben kann. Damit entfällt auch die sonst übliche
ständige Kontrolle
des Blutgerinnungswertes.
Das neue
Medikament ist zwar für die Kurzzeit-Behandlung als Ersatz
für die
„Thrombose-Spritzen“ nach Operationen schon verfügbar,
erklärte der Referent, für
die Langzeit Behandlung als Ersatz für Marcumar aber noch nicht
zugelassen.
Diese Studie wird wegen des sehr deutlichen Ergebnisses die Zulassung
des
Medikaments beschleunigen, zeigte sich Strauss überzeugt. Er
rechne damit, dass
es Ende nächsten Jahres auf dem Markt sein wird.
In einem
weiteren Vortrag, den Professor Dr. Lars S. Maier aus der Abteilung
Kardiologie
und Pneumologie der Uni-Klinik Göttingen hielt, ging es um einen
neuen
Wirkstoff gegen Angina pectoris, also Schmerzen in der Brust, die von
Durchblutungsstörungen des Herzmuskels herrühren. Sie sind
oft Vorboten eines
Herzinfarktes. Denn das Muskelgewebe bekommt nicht genügend
Sauerstoff und
droht deshalb Schaden zu nehmen – bis zum Absterben des Gewebes, dem
Infarkt.
Bei den
bisherigen Therapien bleiben bei einem Teil der Patienten die Symptome.
Deshalb
suchten Forscher nach Alternativen. Mit dem Wirkstoff Ranolazin haben
die
Mediziner ein völlig neues Wirkprinzip entdeckt, das mehr als eine
Weiterentwicklung bisheriger Medikamente ist. Die mikroskopisch kleinen
Abläufe
in den Herzmuskelzellen werden damit so beeinflusst, dass dem Muskel
mehr
Sauerstoff zur Verfügung steht. Damit sind auffallend viele
Patienten in
Studien beschwerdefrei oder empfinden die Schmerzen erst viel
später, wenn sie
sich anstrengen. Wegen der besonderen Wirkungsweise sind bei dem neuen
Stoff so
gut wie keine Nebenwirkungen bekannt.
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