Ein Stromstoß
bringt das Herz wieder in Takt
Von Dr. Barbara Bialucha-Nebel
Jeder kennt so eine Szene aus einem Krankenhausfilm: ein bewusstloser
Patient wird im Notarztwagen oder auf der Intensivstation mithilfe
zweier Metallstempel, die an einem Kabel hängen, „geschockt“ – der
Körper bäumt sich kurz auf. Dann ein Kameraschwenk auf den
EKG-Monitor, dort zeigt sich wieder ein schönes,
regelmäßiges Muster. Der Patient schlägt die Augen auf
und ist gerettet.
Muskulatur arbeitet nur dann, das heißt zieht sich nur zusammen,
wenn sie von Strom durchflossen wird. Muskelbewegungen sind
eine Reaktion auf winzige Strom-Impulse, die im Gehirn geplant
werden und dann über Nerven auf die Muskulatur einwirken.
Auch die Pumpfunktion des
Herzmuskels wird durch Nervenimpulse beeinflusst. Üblicherweise
macht der Herzmuskel seine Strom-Impulse selbst in einem Zentrum, das
als Sinusknoten bezeichnet wird, und leitet sie so auf die
Nachbarmuskelzellen weiter. So entsteht eine geordnete
Pumpbewegung, die das Blut durch den Körper pumpt. Mithilfe zweier
großer aufgeklebter Elektroden wird sowohl die EKG-Analyse als
auch der Kontakt für die Elektrobehandlung gewährleistet.
Damit können entsprechend geschulte Pflegekräfte,
Rettungssanitäter und Physiotherapeuten Patienten so schnell wie
möglich nach Eintritt einer Rhythmusstörung behandeln.
In den USA findet man
diese so genannten automatischen Defibrillatoren inzwischen
beispielsweise an Bahnhöfen oder auf Flughäfen, wo sie von
geschulten Laien angewendet werden können.
In der Kirchberg-Klinik
und im Gesundheitszentrum
Gollée finden sich an allen wichtigen Punkten tragbare
Defibrillatoren, die auch noch zusätzlich als Herzschrittmacher
eingesetzt werden können. Unsere gut geschulten Physiotherapeuten
nehmen zu allen Trainingseinheiten mit Herzpatienten im Gelände
einen hochmodernen, automatischen Defibrillator für den
Notfall mit.
Für therapeutische Zwecke bei Vorhofflimmern nutzen wir einen
Defibrillator mit modernster Technik. Er passt die Impulse an den
jeweiligen Patienten an und verwendet einen so genannten biphasischen
Schock (+ und - werden während der Stromabgabe einmal elektronisch
umgepolt). Deshalb kommt er mit niedrigerer Stromstärke aus. Dabei
wird auch die Skelettmuskulatur kaum noch angeregt – und ein
Aufbäumen des Patienten, wie es in den Spielfilmen aus
Gründen der Dramaturgie gezeigt wird, kommt bei uns dank dieses
Gerätes nicht mehr vor.
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