Sind
Nachahmerpräparate schlechter als Originale?
14.
Lauterberger Patiententreffen der Kirchberg-Klinik
Von
Karl
Heinz Bleß
Nachahmermedikamente entsprechen nicht genau
dem
Originalpräparat. Sie sind zwar günstiger, deswegen aber
nicht unbedingt schlechter.
Allerdings gilt es auf einige Dinge bei Medikamenten mit schmaler
Therapiebreite besonders zu achten. Darauf hat Apothekerin Cordula
Maring-Nöh
rund 500 Zuhörerinnen und Zuhörern Ende September beim 14. Patiententreffen der
Kirchberg-Klinik hingewiesen. Dabei erklärte sie
allgemeinverständlich die
Gründe.
Neue
Medikamente zu entwickeln ist teuer. Die Forschung mit Testreihen an
gesunden
und kranken Menschen dauert lange und kostet viel Geld. Ist die
Wirksamkeit
nachgewiesen, hat der Hersteller in der Regel 15 Jahre Patentschutz auf
die
neue Arznei. Nach 15 Jahren dürfen andere pharmazeutische Firmen
das Medikament
ebenfalls produzieren, müssen aber nur die Wirksamkeit an gesunden
Menschen
nachweisen. Da die Kosten niedriger sind, sind die
Nachahmerpräparate, Generika
genannt, in der Regel preiswerter.
Wie die
Referentin aus Braunschweig erklärte, bestehen Medikamente aus dem
Wirkstoff,
Hilfsstoffen und der Verpackung. Der Wirkstoff ist die eigentliche
Medizin. Um
diesem eine Darreichungsform zu geben, werden Hilfs- und
Füllstoffe
dazugegeben. Tabletten sollen beispielsweise eine bestimmte
Größe und
Festigkeit haben, eventuell erhalten sie eine bestimmte Farbe, Dragees
bekommen
eine Schutzhülle, damit sie erst wirken, wenn sie den Darmtrakt
passiert haben
oder weil sie sich nur ganz langsam auflösen sollen, um langsam
oder lang
anhaltend zu wirken.
Wer
Wirkstoff bei Generika unterscheidet sich nicht von dem der
Originalpräparate.
Nur die Hilfsstoffe sind andere. Und genau hier liegt in der Therapie
der
Unterschied, auf den man achten sollte. Wer allergisch auf bestimmte
Stoffe
reagiert, bestimmte Zucker oder Alkohol meiden soll oder wer
Schluckbeschwerden
hat, für den können Generika in bestimmten Fällen
Probleme verursachen. Deshalb
sollte man den Arzt und Apotheker auf Unverträglichkeiten
hinweisen, wenn das
Medikament gewechselt wird, auch wenn der Wirkstoff der gleiche ist,
riet
Referentin Maring-Nöh.
Anders ist
es bei Reimporten. Hierbei handelt es sich um Originale aus anderen
EU-Ländern.
Sie entsprechen dem Markenartikel, erfuhren die Zuhörer.
In einem
zweiten Referat gab Oberärztin Dr. Barbara Bialucha-Nebel
praktische Tipps zum
Umgang mit Medikamenten und erklärte am Beispiel von
Gerinnungshemmern die
Unterschiede der verschiedenen Medikamente. So riet sie, Arzneien nicht
in der
Küche oder im Bad aufzubewahren, weil es dort zu warm und feucht
ist, gab
Tipps, wie man Tabletten unfallfrei teilt und wie man sie am besten
einnimmt.
Auch
erklärte sie sehr detailliert, was man beachten muss, wenn bei
Gerinnungshemmern
das Präparat gewechselt werden soll oder muss. So könne die
Wirkung zeitlich
sehr unterschiedlich sein (9 bis 96 Stunden), die Hilfsstoffe
können sich stark
unterscheiden, ebenso die Größe und Festigkeit der Tabletten.
Zwischen
beiden Vorträgen hatte Gregor Weishaupt das Publikum zu
Bewegungsübungen
animiert, die großen Anklang fanden, wurde doch deutlich, das
Bewegung nicht
„rumhopsen“ bedeuten muss und auch Spaß machen kann.
„Wohlfühlbewegung ist
überall möglich“, so seine Botschaft.
In seiner
Begrüßung hatte Chefarzt Dr. Ernst Knoglinger auf die
Veränderungen der 20
Jahre alt gewordenen Kirchberg-Klinik zurückgeblickt. Seit zehn
Jahren gibt es jedes
Jahr Patiententreffen mit zunehmendem Zuspruch. Dabei werden
Erfahrungen
ausgetauscht und aktuelle Themen aus der Herzmedizin behandelt.
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