Wenn das
Herz aus dem Takt gerät Neue Serie zu den
Herzrhythmusstörungen – Teil 1: das Vorhofflimmern Von
Chefarzt Dr. Ernst Knoglinger Vorhofflimmern – die bedeutsamste
Herzrhythmusstörung des älteren Menschen. Es tritt immer
plötzlich auf. Mancher spürt es als mehr oder weniger starkes
Herzstolpern, mancher als Herzrasen, andere spüren nur eine innere
Unruhe und wieder andere merken es gar nicht. Die Diagnose wird dann im
EKG gestellt: Vorhofflimmern*. Dabei handelt es sich um eine
Herzrhythmusstörung, bei der die normale Steuerung des Herzschlags
außer Kraft gesetzt ist. Normalerweise wird der Herzschlag
eines Menschen aus dem rechten Herzvorhof gesteuert, denn dort sitzt
unser natürlicher Schrittmacher, der „Sinusknoten“. Der
Sinusknoten gibt regelmäßig schwache Stromimpulse an die
Herzvorhöfe ab, die sich daraufhin zusammen ziehen und ihr Blut in
die Hauptkammern entleeren. Dieser Vorgang dauert etwa 1/5 Sekunde.
Während dieser Zeit wird die Schwachstromerregung auf die
Hauptkammern übergeleitet, diese ziehen sich danach zusammen und
pumpen dabei ihr Blut in die Hauptschlagader, die das Blut im
Körper verteilt. Der Pumpvorgang des ganzen Herzens wird also aus
dem Vorhof gesteuert. Beim Vorhofflimmern hat der
Sinusknoten seine Herrschaft über den Herzrhythmus verloren, der
Vorhof zieht sich nicht mehr regelmäßig zusammen, sondern
flimmert unkoordiniert. Die elektrischen Impulse dieser
Flimmererregungen werden völlig unregelmäßig auf die
Hauptkammern übergeleitet. der Herzschlag – und damit auch
der Puls – wird vollkommen unrhythmisch. Wir nennen das „absolute
Arrhythmie“.
Das Vorhofflimmern bringt zwei
Gefahren mit sich: Grundlage der Behandlung muss in den
meisten Fällen die Hemmung der Blutgerinnung sein, im Volksmund
oft als „Blutverdünnung“ bezeichnet. Dadurch wird die
Gerinnselbildung verhindert. Als Nebenwirkung kommt es immer zu einer
verstärkten Blutungsneigung z.B. bei Verletzungen, die in Kauf
genommen werden muss. Nach Vorbehandlung mit Gerinnungshemmern stehen
zwei Möglichkeiten zur Wahl, das Vorhofflimmern zu beseitigen: Auch nach erfolgreicher Behandlung
kann das Vorhofflimmern wiederkommen. Zur Vorbeugung kann man
Antiarrhythmika einnehmen, wiederum mit der Gefahr der oben schon
beschriebenen Nebenwirkungen. Rückfälle werden wieder genauso
behandelt wie das erstmalige Vorhofflimmern. In schwierigen
Fällen, die immer wieder ernsthafte Probleme bereiten, kann eine
Katheterbehandlung versucht werden. Dabei werden mit einem Herzkatheter
bestimmte Stellen der Vorhofwand durch Hitze behandelt. Es entstehen
Narben im Vorhof, die wie elektrische Barrieren das Vorhofflimmern
stoppen sollen. Diese so genannte Katheterablation ist nicht ganz ohne
Risiken durchführbar und auch für dieses Verfahren gibt es
keine Erfolgsgarantie. Bis zu drei von vier Patienten, bei denen andere
Methoden versagt haben, können mit der Katheterablation
erfolgreich behandelt werden. Wenn die Behandlung nicht hilft oder
wenn mehrere Rückfälle auftreten, ist es oft besser, das
Vorhofflimmern zu belassen, als immer neue Behandlungen zu versuchen.
Denn auch mit Vorhofflimmern kann man ein ganz normales Leben
führen. Der Puls bleibt dann zwar unregelmäßig, wird
aber mit Medikamenten so eingestellt, dass kein Herzrasen mehr
auftritt. Das gelingt zum Beispiel mit Beta-Blockern, die nicht die
Nebenwirkungsgefahren der Antiarrhythmika haben. Die
Blutgerinnungshemmung muss dann lebenslang fortgeführt werden. In
großen Studien hat man herausgefunden, dass die Lebenserwartung
und die Lebensqualität der so behandelten Patienten nicht
schlechter sind, so dass man gerade bei älteren Patienten
häufiger diesen Behandlungsweg wählt.
Teil 3: Herzthythmusstörungen
– Wenn das Herz stockt
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