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Interessierte beim
Informationsabend der Kirchberg-Klinik zur Herzwoche
Beim
Herzinfarkt beginnt
der Wettlauf
mit der Zeit
Von Chefarzt
Dr. Ernst
Knoglinger
Warum bei der
Infarktbehandlung
wirklich jede Minute zählt, möchten wir Ihnen, als gut
informierte
Leser, nochmals in Erinnerung rufen.
Wie
es zu Herzinfarkt kommt, ist heute gut erforscht und bestens bekannt: In
den Kranzarterien, die den Herzmuskel mit Blut versorgen, entstehen
über Jahre oder sogar Jahrzehnte Ablagerungen, die diese
Gefäße
verengen. Für die Ablagerungen sind meistens so genannte Risikofaktoren
verantwortlich, wie hohes Cholesterin, Rauchen, Zuckerkrankheit, hoher
Blutdruck und Übergewicht. Wenn sich dann in der verengten Stelle
ein Blutpfropf bildet, wird die Kranzader plötzlich komplett
verschlossen
und der Herzmuskel stirbt an der betroffenen Stelle ab – der Infarkt
beginnt.

Jetzt ist
sofortige ärztliche
Hilfe aus zwei Gründen nötig: Erstens ist der Schaden an
der Herzmuskulatur nicht mehr rückgängig zu machen, wenn sich
der Infarkt voll ausgebildet hat. Das ist in der Regel spätestens
nach sechs bis zwölf Stunden der Fall. Das zerstörte
Herzmuskelgewebe
kann nämlich später vom Körper nicht mehr erneuert
werden;
es bleibt eine Narbe am Herzmuskel zurück. Wenn aber der
Verschluss
in der Kranzader schon innerhalb der ersten sechs Stunden nach
Beginn
des Infarktes beseitigt wird, kann sich der Herzmuskel an der
betroffenen
Stelle wieder erholen. Durch moderne Behandlungsmethoden (Medikamente
oder
Katheterbehandlung) gelingt dies in den meisten Fällen. Mit jeder
Verzögerung der Behandlung geht aber Herzmuskelgewebe
unwiederbringlich
zu Grunde.
Zweitens
können ab der ersten Minute des Infarktes Herzrhythmusstörungen
auftreten, die ganz plötzlich auch bis zum Herzstillstand
führen
können, wenn die „elektrische Steuerung“ der Herzschlagfolge
versagt.
Wenn das passiert, bevor der Arzt alarmiert ist, kommt oft jede Hilfe
zu
spät. Anders ist es, wenn rechtzeitig der Notarzt zur Stelle oder
der Patient schon im Krankenhaus ist. Dann kann der Arzt mit dem so
genannten
Defibrillator einen Stromstoß abgeben, der den normalen
Herzrhythmus
sofort wieder herstellt. Der Patient kann so auf einfache Weise
gerettet
werden.
Das
sind die Alarmzeichen:
-
schwere, länger als 5
bis 10 Minuten
anhaltende Schmerzen im Brustkorb, die in Arme, Schulterblätter,
Hals,
Kiefer, Oberbauch ausstrahlen können
-
starkes Engegefühl,
heftiger Druck im
Brustkorb, Angst
-
zusätzlich zum
Brustschmerz: Luftnot,
Übelkeit, Erbrechen
-
bei Frauen sind Luftnot,
Übelkeit, Erbrechen
nicht selten alleinige Alarmzeichen
-
Schwächeanfälle
(auch ohne Schmerz),
eventuell Bewusstlosigkeit
-
blasse, fahle
Gesichtsfarbe, kalter Schweiß
|
Wertvolle Zeit
geht oft
verloren, nachdem ein Mensch einen Herzinfarkt erlitten hat, bis er im
Krankenhaus stationär versorgt wird. Die Ursache für den
Zeitverlust
liegt in 58 Prozent der Fälle beim Patienten selbst. |

Wenn also die
Alarmzeichen,
die oben im umrandeten Kasten aufgeführt sind, auftreten und der
Verdacht
auf einen Herzinfarkt besteht, hilft nur eines: sofort den Notarzt
alarmieren,
denn der ist in aller Regel in wenigen Minuten vor Ort und kann sofort
die richtigen Maßnahmen ergreifen.
Tipp: Vergeuden
Sie keine
Zeit mit weiterem Abwarten („Das wird schon wieder vorüber
gehen!“)
oder weil Ihr Hausarzt gerade nicht erreichbar ist („Ich warte lieber
bis
morgen früh."). Nur wenn Sie sich rechtzeitig in ärztliche
Behandlung
begeben, können Sie von den modernen Behandlungsmethoden
profitieren,
die es heute für die Frühbehandlung des Infarktes gibt!
Der Notruf
Bei
einem Anruf unter der Nummer 112 sind zunächst die „5 W“ zu
beachten,
die im unten stehenden Kasten aufgeführt sind. Dabei ist das
Warten
auf Rückfragen besonders wichtig. Deshalb nicht den Hörer
gleich
wieder auflegen! Denn der Gesprächspartner in der
Rettungsleitstelle
muss die Adresse vollständig und richtig verstanden haben, sonst
kann
der Notarzt den Einsatzort nicht finden.
Damit
die Rettungskräfte die Wohnung des Patienten rasch erreichen, sind
die Tipps im zweiten Kasten nützlich.
Sollte der
Betroffene das
Bewusstsein verlieren und nicht mehr atmen, bevor die
Rettungskräfte
eintreffen, muss sofort mit Maßnahmen der Wiederbelebung begonnen
werden, wie sie auf der Titelseite
beschrieben
sind.
siehe
auch: Erste Hilfe kann jeder leisten
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