Wie kann man
gesund und
dauerhaft erfolgreich abnehmen?
Von
Diplom-Psychologin
Elisabeth Zink
Abnehmen ist
leicht gesagt.
Wer es schon versucht hat, der weiß, dass es nicht so einfach
ist.
Meist sind die verlorenen Pfunde schnell wieder da. Ein zweckloser
Diätversuch
folgt dem nächsten. Man gibt auf oder die Beschäftigung mit
dem
Essen und der eigenen Figur wird immer stärker, was bei Einzelnen
sogar zur Entwicklung einer Essstörung beitragen kann. Das Ganze
tut
weder der Psyche noch dem Körper gut, sodass die Mühe des
Abnehmens
nur diejenigen auf sich nehmen sollten, für die es gesundheitlich
ratsam ist.
Idealziel
des Abnehmens
ist ein Gewicht im Normalbereich von Body-Mass-Index
20 bis 25. Das ist jedoch in
vielen
Fällen
nicht zu erreichen. Deshalb sollte man sich etwas bescheidenere Ziele
setzen.
Die Erfahrungen und auch wissenschaftliche Studien zeigen, dass
kleinere
Ziele eher von Erfolg gekrönt sind. Auch leichte, dafür aber
dauerhaft stabile Gewichtsabnahme bei gleichzeitiger Umstellung der
Ernährung
bringt schon lohnende gesundheitliche Vorteile.
Der
Body-Mass-Index
Was ist
Normalgewicht,
was Untergewicht und was Übergewicht? Diese Frage wurde in
verschiedenen
Jahrhunderten unterschiedlich beantwortet. Wer heute etwa die Figur
eines
Fotomodells wie etwa Claudia Schiffer zum Ideal und damit zum
Normalgewichtigen
erklärt, hat viele Übergewichtige.
In
der Medizin hat
man sich inzwischen auf den Body-Mass-Index (BMI) als
Richtgröße
geeinigt. Der Index errechnet sich aus dem Körpergewicht (kg)
geteilt
durch die Quadratzahl der Körpergröße (m). Die
Gleichung
heißt:
Körpergewicht
(kg)
--------------------------------------------
= BMI
Körpergröße
(m) X Körpergröße (m)
Beispiel:
ein Mensch
mit einer Körpergröße von 1,80 m und einem
Körpergewicht
von 72 kg hat folgenden BMI:
72 kg
----------------------
= 22,2
1,80 m X
1,80 m
Die
Einordnung:
BMI
unter 18,5 = Untergewicht
BMI
18,5 - 25 = Normalgewicht
BMI
25 - 30 = leichtes Übergewicht
BMI
30 - 40 = deutliches Übergewicht
BMI
über 40 = sehr hohes Übergewicht
Übergewicht
ist bekanntlich ein Risikofaktor für Herzerkrankungen.
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Zunächst:
der Gesamtenergiebedarf setzt sich zusammen aus dem Grundumsatz
des Körpers (Energie für die bloße Existenz des Leibes
im Ruhezustand, was den Löwenanteil des Bedarfs ausmacht) und dem
Arbeitsumsatz (der zusätzliche Verbrauch durch Bewegung bei
Arbeit,
Sport und Spiel). Dabei ist der Arbeitsumsatz von Mensch zu Mensch
verschieden.
Heute weiß man, dass sogar der Grundumsatz individuell
verschieden
ist. Es gibt tatsächlich gute und schlechte „Futterverwerter".
Die Ursache dafür ist meistens biologisch vorgegeben.
Essen wir genau
so viel,
wie wir verbrauchen, ist die Energiebilanz ausgeglichen und das Gewicht
hält sich, wie es ist. Wer abnehmen möchte, muss seine
Energiebilanz
ins Negative bringen. Dazu muss er entweder weniger Nahrungsenergie
aufnehmen
(weniger oder anders essen) als er verbraucht oder den Verbrauch
erhöhen
durch mehr Bewegung.
Einfach
generell weniger zu essen (FdH: "Friss die Hälfte")
ist auf
lange Sicht ungesund, weil der Körper zu wenig an
lebenswichtigen
Vitalstoffen (Vitamine, Mineralstoffe) bekommt. Zum gesunden Abnehmen
sehen
Wissenschaftler heute den einzigen Weg in der natürlichen,
ausgewogenen
und dauerhaft umgestellten Ernährung, die lediglich um 500 und in
Einzelfällen bis zu 1000 Kalorien reduziert ist. Diese
geringe
Kalorienverringerung hält nicht nur gesund, sie verhindert auch
den
sonst fast unvermeidlichen Jojo-Effekt, bei dem sich der
Stoffwechsel
an die geringere Nahrung anpasst. Der Stoffwechsel stellt dann auf
Sparflamme
um! Was vorher eine normale, harmlose Essensmenge war, ist dann zuviel.
Selbst eine kleine Essensmenge kann besser ausgenutzt werden, so dass
das
Gewicht nach der Diät wieder hochschnellt, oft sogar über den
Ausgangspunkt hinaus. Durch Wiederholung solcher Diäten passiert
es
dann, dass man sich regelrecht "dickhungert".
Dazu kommt eine
Beobachtung
aus der Ernährungspychologie: Je stärker und strenger man
sich
etwas zu essen verbietet, desto stärker wird das Verlangen nach
dem
verbotenen Nahrungsmittel, bis schließlich eine solche Gier
entsteht,
dass die Kontrolle zusammenbricht und man in einem Heisshungeranfall
umso
mehr zulangt. Auch ein starker emotionaler Stress etwa kann die
Kontrolle
rauben. Hat man das ein paar Mal erlebt, führt das nicht nur zum
Misserfolg,
sondern zu Frustration und dem Gefühl, persönlich versagt zu
haben. Sinnvoller ist es daher, mit dem Essen flexibler umzugehen.
Dann verzeiht es der Stoffwechsel auch, wenn man mal über die
Stränge
schlägt.
Wie sind nun
ein paar
hundert Kalorien einzusparen? Dazu muss man nicht unbedingt
Kalorien
zählen, sondern kann so vorgehen:
- Starke
Verringerung des Fettverzehrs,
weil Fett „am fettesten macht“ und wir davon üblicherweise weit
über
den Bedarf hinaus essen. Also fettarme Lebensmittel fettarm zubereiten,
pflanzliches Öl statt tierisches Fett.
- Wenn das
nicht
genügt,
zusätzlich den Einfachzucker begrenzen, etwa Küchenzucker,
Honig,
Marmelade, Limonade.
- Immer gut
ist es
für das
Abnehmen, weniger Alkohol zu trinken. Denn dieser liefert viele
Kalorien
und hemmt bei der Verdauung den Abbau von Fett!
- Zur
Sättigung sind reichlich
komplexe Kohlenhydrate zu empfehlen wie Getreide, Kartoffeln, Brot und
Nudeln und wegen der Vitamine auch unverarbeitete Pflanzenkost wie
Gemüse,
Obst und Salate.
Auch und gerade
wer abnehmen
will, darf sich satt essen und das Essen genussvoll gestalten. Jede
Kasteiung gefährdet den Erfolg und die Gesundheit. Allerdings ist
auch ein langer Atem nötig, denn gesundes Abnehmen, bei dem das
Gewicht
dauerhaft erhalten bleibt, geht nur langsam. Wer ein Kilo im Monat
abnimmt,
hat schon nach einem Jahr 12 Kilogramm abgenommen.
Tipp:
Freuen Sie sich über erreichte Teilziele auf dem Weg zum Fernziel!
Genießen Sie die wachsende Attraktivität, Vitalität,
Beweglichkeit
und das Wohlbefinden. Sie tun viel für Ihre Gesundheit, denn auch
Ihre Blutwerte und der Stoffwechsel allgemein verbessern sich!
Die
zweite Säule des Abnehmens ist ein höherer Verbrauch durch
mehr
Bewegung. Wenn dadurch mehr Muskelgewebe aufgebaut wird,
erhöht
sich sogar der Grundumsatz ein wenig, also der Verbrauch in Ruhe. Ideal
ist regelmäßiger, häufiger Ausdauersport von
geringer
Intensität. Im höheren Lebensalter oder bei körperlicher
Einschränkung aus anderen Gründen genügen längere
Spaziergänge.
Bei schlechter Witterung sind der Crosstrainer im Fitness-Studio oder
das
Fahrrad-Ergometer vor dem heimischen Fernseher gute Möglichkeiten.
Zusätzlich ist der Körper im Alltag mehr zu fordern: die
Treppe
benutzen statt den Aufzug, zu Fuß gehen statt jeden kurzen Weg
mit
dem Auto zu fahren.
Der
Mensch ist konstruiert, sich zu bewegen. Dafür bietet sich an, die
Betätigung auszuwählen, die Freude macht und sich gut
in den Alltag integrieren lässt. Um das erreichte Gewicht zu
halten,
spielt die Bewegung eine ebenso große und dauerhafte Rolle wie
für
das Abnehmen.
Doch eine weitere
Frage drängt
sich auf: Selbst wenn wir wissen, wie wir essen sollten, warum
verhalten
wir uns nicht entsprechend? Essen ist eben nicht nur die Aufnahme von
Kalorien
und Nährstoffen, es wird nicht nur vom Verstand gesteuert oder vom
biologisch bedingten Hunger nach Nahrung. Das Essverhalten wird von
vielen Faktoren gesteuert: von biologischen, psychischen und
sozialen
Faktoren. Das sind zum Beispiel persönliche Erfahrungen, Vorlieben
und Gewohnheiten, kulturelle Normen, das vorhandene Angebot, die
psychische
Verfassung und die biologische Bedürfnislage.
Deshalb
einige Tipps:
- Entkoppeln
Sie
Essen und Gefühle:
Das Essen eignet sich nicht wirklich als Trost oder Belohnung, als
Ablenkung
von Langeweile oder von Stress (Ärger herunterschlucken).
- Beim Wunsch,
etwas zu essen,
fragen Sie sich: Bin ich wirklich körperlich hungrig? Wenn ja,
worauf?
Erlernen Sie Wege der Entspannung und der Stressbewältigung.
- Trennen Sie
sich
von Leitsätzen
wie: „Was auf dem Teller ist, wird aufgegessen.“ Lernen Sie lieber, mit
Essensresten anders umzugehen oder sie erst gar nicht entstehen zu
lassen.
- Essen Sie
mit
Genuss und ohne
Schuldgefühle.
- Akzeptieren
Sie
Diätsünden.
Denken Sie nicht, wenn Sie über die Stränge geschlagen haben:
"Nun ist es eh egal, jetzt kommt es nicht mehr darauf an!"
- Statt eines
stark gezügelten
Umgangs mit dem Essen gehen Sie lieber flexibel damit um, damit
Spielräume
entstehen und Heisshungerattacken vermieden werden. Planen Sie die
kleinen
Lieblingssünden bewusst mit ein, verbieten Sie sich nichts
völlig!
- Gewöhnen
Sie sich an den
Genuss fettärmerer und ballaststoffreicherer Speisen.
- Essen Sie
langsam. Bis zum Eintritt
des Sättigungsgefühls dauert es etwa 20 Minuten. Ein
langsamer
Esser hat in derselben Zeitspanne weniger Kalorien aufgenommen als ein
schneller Esser, fühlt sich aber ebenso ausreichend gesättigt.
- Beginnen Sie
das
Essen mit harmlosen
Magenfüllern wie einem Glas Wasser oder einem Salat. Dann kommen
die
Speisen mit höherer Energiedichte.
- Vorzugsweise
sollte man zu festgelegten
Zeiten und an bestimmten Orten essen und nichts nebenher tun.
- Versuchen
Sie
schrittweise,
die natürliche Freude an der körperlichen Bewegung
wiederzugewinnen.
- Verschieben
Sie
nicht alle Glückserwartungen
auf die Zeit nach dem Abnehmen. Leben Sie schon jetzt und machen Sie
mehr
aus Ihrem Leben. Manchmal schmelzen die Pfunde dann wie von selbst.
- Ist das Ziel
erreicht, die Kalorienzufuhr
ganz langsam steigern (nicht auf das alte Niveau, denn wer weniger
wiegt,
braucht auch weniger!) und den neuen Ess-Stil auf Dauer beibehalten.
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